Albert Schweitzer zum 150. Geburtstag 2025
In einer repräsentativen Umfrage „Die Vorbilder der Deutschen“ nahm Albert Schweitzer 2012 den fünften Platz ein, direkt nach Mahatma Gandhi und noch vor dem Dalai Lama. Was macht den am 14. Januar 1875 im elsässischen Keyersberg geborenen evangelischen Theologen, Organisten, Philosophen und Arzt so beliebt?
Albert Schweitzer war Doktor der Theologie, der Philosophie und der Medizin. 1902 wurde er an der Universität Straßburg Dozent für Theologie und Vikar an der Kirche St. Nikolai. Drei Jahre später begann er ein Medizinstudium mit dem Ziel, in Afrika als Missionsarzt tätig zu werden und schloss das Studium mit der Promotion ab. 1913 setzte Schweitzer sein Vorhaben in die Tat um und gründete mit seiner Frau Helene, die er im Sommer 2012 geheiratet hatte, im heutigen Gabun das Urwaldhospital Lambaréné, das bis heute besteht. Er hatte sich für ein uneigennütziges Engagement im Dienste der Ärmsten entschieden und baute das Spital als Zufluchtsort für Menschen in Not, insbesondere zur Behandlung und Erforschung von Tropenkrankheiten, auf. Nach seiner Rückkehr nach Europa erhielt Schweitzer 1920 die französische Nationalität, nahm wieder die Stelle als Vikar in St. Nikolai an und trat als Assistenzarzt in ein Straßburger Spital ein. In seiner Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben“ forderte er dazu auf, den bedürftigen Völkern in aller Welt zu helfen. Durch Konzert- und Vortragsreisen sammelte er in vielen Ländern Geld und Medikamente für sein Hospital. 1954 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.
Die Musik war für Albert Schweitzer ein wichtiger Teil seines Lebens: „Musik ist bei mir eben eine Erbschaft, gegen die ich nichts ausrichten kann“. Schweitzers musikalische Begabung zeigte sich schon sehr früh: Mit fünf erhielt er bereits Klavierunterricht, mit acht Jahren begann er Orgel zu spielen. Schon als Neunjähriger durfte er den Organisten im Gottesdienst vertreten. Zur Meisterschaft auf der Orgel brachte es Schweitzer vor allem unter der Anleitung der Organistenbrüder Eugène und Ernst Münch und später durch den berühmten Pariser Orgelvirtuosen Charles Marie Widor.
Werkauswahl Albert Schweitzer (1875-1965)
Schweitzer, Albert
Zur Diskussion über Orgelbau (1914)
Band 1 aus der Reihe: Documenta organologica
Hrsg. von E. R. Jacobi
EM 1161 · ISBN: 3-87537-144-5 · 11,00 €
Bernhard Billeter: Albert Schweitzer und sein Orgelbauer
In: Acta Organologica. Band 11, S.173–225
Hrsg. im Auftrag der GdO (Alfred Reichling)
EM 1471 · ISBN: 3-87537-154-2 · 28,00 €
Er war ein weltweit bekannter Organist und verfasste wegweisende orgel- und musikwissenschaftliche Veröffentlichungen mit nachhaltiger Wirkung. „Die Geschichte der Orgel im 20. Jahrhundert wäre sicherlich in anderen Bahnen verlaufen, als dies der Fall gewesen ist, hätten ihr die wegweisenden Impulse nicht eine umfassend gebildete Persönlichkeit gegeben, die es verstand, die dem vielschichtigen Instrument eigene Universalität zu konzentrieren und diese prägnant zu formulieren.“ 1
Auf seinen Konzertreisen lernte Schweitzer viele Orgeln kennen und kam dabei zur Einsicht, dass die moderne Fabrikorgel in klanglicher Hinsicht eher einen Rückschritt bedeutete. Als einer der Begründer und führenden Köpfe der sogenannten Elsässisch-Neudeutschen Orgelreform propagierte Schweitzer seit Anfang des 20. Jh. einen neuen Orgeltyp, anders als die damals in Deutschland üblicherweise gebauten Instrumente. Vor allem im Elsass wurden mehrere Orgeln nach Schweitzers Vorstellungen realisiert. Schweitzer wirkte bewusstseinsbildend für die wachsende Wertschätzung alter Orgeln im frühen 20. Jahrhundert. Auch in der Zeit seines Wirkens in Afrika setzte er sich immer wieder für die Erhaltung historischer Instrumente ein und begleitete Neubauten mit seinem Rat.
Am 4. September 1965 starb er in Lambaréné, wo er auch beerdigt wurde.
Sabine Kemna
1 Michael Gerhard Kaufmann, Ars Organi, Heft 2/2013, S. 73-77