Die 8. Symphonie ist Bruckners letztes vollständig überliefertes und umfangreichstes sinfonisches Werk. Die erste Fassung beendete Bruckner im September 1887. Die 2. Fassung, die der vorliegenden Transkription zugrunde liegt, stellte er am 10. März 1890 fertig. Bis heute zählt das Werk zum komplexesten, Reichsten und Vielschichtigsten der gesamten sinfonischen Literatur. Bruckner griff bei seinen ausladenden Orgel-Improvisationen immer wieder auch auf Themen seiner Symphonien zurück und schuf daraus gleichsam Orgelsinfonien. Daher möchte die vorliegende Transkription auch als eigenständige künstlerische Disziplin und nicht als Ersatz für die Orchesterfassung verstanden werden. Denn gerade im 19. Jahrhundert erfreuten sich Orgelbearbeitungen von Orchesterwerken größter Beliebtheit.
Beschreibung
Vorwort
Die 8. Symphonie ist Bruckners letztes vollständig überliefertes und umfangreichstes sinfonisches Werk. Der Komponist widmete sie dem Kaiser Franz Joseph dem Ersten von Österreich. Bruckner wandte sich in dieser Angelegenheit mit einer etwas umständlichen Anfrage direkt an den Kaiser: „ Eure Kaiser. und Königl. Apostol. Majestät wollen allergnädigst geruhen, die allerehrfurchtsvollste Dedication im Falle allerhöchster Auszeichnung allergnädigst Gnade zu bewilligen und allergnädigst zu gestatten, die alleruntertänigste Dedication auf das Titelblatt setzen zu dürfen.“ Der Kaiser nahm Bruckners Widmung an und finanzierte darüber hinaus auch noch die gesamte Drucklegung der Symphonie. Nach über drei Jahren Arbeit übersandte Bruckner die Partitur am 19. September 1887 an seinen künstlerischen Vater, den Wagnerdirigenten Hermann Levi, mit den Worten „möge sie Gnade finden“. Doch Levi, welchen Bruckner auch als Dirigent für eine Uraufführung in München gewinnen wollte, konnte mit dem neuen Werk nichts anfangen. Zu andersartig waren- gegenüber der von ihm begeistert aufgenommenen „hellen“ Siebten – ihre zuweilen dunklen Stimmungen und das oft bis weit ins 20. Jahrhundert Hinausweisende der musikalischen Sprache. (Etwa der pessimistisch schon an Schostakowitsch gemahnende PPP – Schluss des Kopfsatzes.) Levi lässt Bruckner seine Ablehnung und Kritik deutlich wissen und der selbstzweifelnde Komponist verfiel dadurch in
tiefe Resignation, bezog sie auf sein eigenes musikalisches Können. Er entschuldigte sich sogar umgehend bei Levi für die Partitur.
Doch im Frühjahr 1889 begann Bruckner mit einer vollständigen Umarbeitung der Symphonie. Diese 2. Fassung, deren Fertigstellung immer wieder durch Revisionen früherer Symphonien unterbrochen wurde, konnte am 10. März 1890 mit dem Vermerk „ganz fertig“ vollendet werden. Bruckner schrieb sogleich an Levi: „Jetzt sieht sie schon anders aus“. Doch dieser und auch andere Freunde Bruckners bleiben weiterhin verständnislos gegenüber dem neuen Werk. Erst die Uraufführung am 18. Dezember 1892 im Großen Musikvereinsaal durch die Wiener Philharmoniker unter Hans Richter, brachte dann den entscheidenden Durchbruch. Hugo Wolf berichtet begeistert von dieser Aufführung an Emil Kauffmann nach Tübingen: „ Diese Symphonie ist die Schöpfung eines Giganten und überragt an geistiger Dimension, an Fruchtbarkeit und Größe alle anderen Symphonien des Meisters“. Wogegen Bruckners schärfster Kritiker, Eduard Hanslick, sich über dasselbe Werk erboste: „Alles fließt unübersichtlich, ordnungslos, gewaltsam in eine grausame Länge zusammen. Es ist nicht unmöglich, dass diesem traumverwirrten Katzenjammerstil die Zukunft gehört – eine Zukunft, die wir nicht darum beneiden“. Und tatsächlich: Der Symphonie gehörte die Zukunft. Sie zählt heute zum Komplexesten, Reichsten, Vielschichtigsten der gesamten sinfonischen Literatur und erfreut sich ungebrochener Beliebtheit bei Orchestern, Dirigenten und dem Publikum.
Gerade dadurch entsteht auch bei Organisten der Wunsch, die Symphonie konzertant aufführen zu können und diesem Bedürfnis soll mit vorliegender Edition Genüge geleistet werden: Mehr noch als andere Symphonien Bruckners, scheint sich die Achte aufgrund der blockhaften Struktur ihrer Form und Themen und der registerartigen Orchestration besonders für die Orgel zu eignen. Nicht selten gewinnt man sogar den Eindruck, sie sei geradezu Orgelmusik. Allgemein bekannt ist zudem, dass der geniale und gefeierte Orgelimprovisator Bruckner bei seinen ausladenden Improvisationen immer wieder auch auf Themen seiner Symphonien zurückgriff und daraus gleichsam Orgelsinfonien schuf. Leider sind von diesen Improvisationen keine Skizzen überliefert und schon aus diesem Grund liegt es nahe, seine Symphonien für die Orgel zu bearbeiten. Die Transkription zur Achten möchte also weniger als „Ersatz“ für die originale Orchesterversion verstanden werden, denn als eigenständige künstlerische Disziplin, welche ihrerseits eine lange musikalische Tradition hat. Denn gerade im 19. Jahrhundert erfreuten sich Orgelbearbeitungen von Orchesterwerken größter Beliebtheit.
Zum Schluss noch einige Worte zur Registration: Da jede Orgel ihrem klanglichen Wesen nach vollkommen verschieden ist, wurde in dieser Ausgabe auf konkrete Registerangaben verzichtet. Stattdessen wurden Angaben zur Orchestration Bruckners dem Notentext beigefügt. Diese sind jedoch nicht im Sinne einer „wörtlichen Übersetzung“ durch die Orgel zu verstehen, sondern möchten vielmehr den eigenen Klangsinn und die Phantasie des Interpreten am jeweiligen Instrument anregen. Man denke hier etwa an die von Bruckner einmalig in der Achten verwendete Harfe oder an die Wagnertuben. Besser ist es also in jedem Fall, eine farbige, stimmige Registrierung am betreffenden Instrument zu finden, als zu versuchen, immer den Orchesterklang nachahmen zu wollen. Bei der enormen Länge der Symphonie ist es durchaus auch denkbar, nur einzelne Sätze in ein Orgelkonzert aufzunehmen. Teile – etwa aus dem tiefreligiösen, hymnischen Adagio – kann man sich auf der Orgel auch durchaus als Musik im Gottesdienst vorstellen. Der Transkription liegt die 2. Fassung der Symphonie von 1890 zugrunde.
Stuttgart im Februar 2021 Eberhard Klotz
Zusätzliche Information
Gewicht | 0,345 kg |
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