Hassler, Hans Leo

*26.10.1564 in Nürnberg
†08.06.1612 in Frankfurt am Main

Hasslers kompositorisches Werk steht an der Stilwende von der späten Renaissance-Polyphonie zu venezianisch-frühbarocker Klangentfaltung. Seine Werke zeichnen sich dabei nicht nur durch kontrapunktische Gelehrsamkeit, sondern auch durch eine hohe Anmut und Zartheit aus. In seinen vierstimmigen Bearbeitungen der gebräuchlichen Kirchenmelodien zeigt er, wie auch das Einfachste durch charaktervolle Bearbeitung bedeutsam werden kann. Nicht weniger geschätzt als seine geistlichen Werke (Messen, Motetten etc.) waren seine Kanzonetten, Madrigale und weltlichen Lieder.

Hans Leo Hassler erhielt ersten Unterricht bei Leonhard Lechner, später bei Andrea Gabrieli in Venedig. Während dieser Zeit Befreundete er sich mit Giovanni Gabrieli. 1585 begab er sich nach Augsburg, um dort die Stelle des Kammerorganist des Grafen Oktavian II. von Fugger anzutreten. Gleichzeitig betätigte er sich als Organist an St. Moritz. 1590 erschien seine erste Sammlung Canzonette a quatro voci. 1600 wurde er für ein Jahr neben seinen anderen Tätigkeiten noch Leiter der Augsburger Stadtpfeifer. Nach dem Tod des Grafen Oktavian ging er nach Nürnberg, wo er sich in erster Linie kaufmännischen Geschäften und der Entwicklung und Herstellung von Orgelautomaten widmete. 1608 wurde er Kammerorganist des in Dresden residierenden Kurfürsten Christian II. von Sachsen. Aufgrund seiner musikalischen leistungen wurde er im Jahr 1595 von Kaiser Rudolf II. in den Adelsstand erhoben.
Während seine Motetten und Messenund meist noch dem kontrapunktisch-imitatorischen Prinzip huldigen, entfalten seine mehrchörigen Werke, wie beispielsweise sein 16-stimmiges Duo Seraphim bereits barocke Klangpracht nach dem Vorbild der venezianischen Mehrchörigkeit. Eine neue Ausgabe seiner 1607 veröffentlichten Psalmen und christlichen Gesänge erschien 1777 zu Leipzig auf „Befehl einer hohen Standesperson“ (der Prinzessin Amalia von Preußen, die von ihrem Lehrer Johann Philipp Kirnberger dazu angeregt worden war). Bedeutend sind auch seine Orgelkompositionen. Ausgehend vom italienischen Stil seines Lehrers Andrea Gabrieli findet er zu einem Stil, der den Übergang von der Orgelmusik der Renaissance zur barocken Modellen vorwegnimmt und so auf den deutschen Orgelstil des 17. Jahrhunderts Einfluss erlangt. Seine bedeutendste Instrumentalkomposition ist aber das Cembalowerk Ich gieng einmal spatieren 31 mal verendert durch Herren J.L.H, das zu seiner Lebzeit durch die Länge der Komposition (etwa 42 Minuten) und den mit ihr verbundenen Anspruch einzigartig war. Der Einfluss dieses durchkomponierten Werks findet sich bei den Liedvariationen des 17. Jahrhunderts, unter anderem bei Scheidt und Sweelinck, und selbst noch bei Pachabel.

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