Beschreibung

Wie schon im vorausgegangenen Oratorium “Für Deine Ehre habe ich gekämpft, gelitten – Stationen der Passion Jesu” (2000) orientiert sich die Musik zum Schöpfungsoratorium am Konzept der mehrsätzigen Sinfonie. Man könnte an das Vorbild der Sinfonie-Kantate denken, für das zahlreiche Beispiele vorliegen (z. B. Mendelssohn Bartholdy: 2. Sinfonie “Lobgesang”, Mahler: 2. und 8. Sinfonie, Schostakowitsch: 13. und 14. Sinfonie). Ein Sonatenallegro mit vorangestellter langsamer Einleitung und ein aggressives, grimmiges “Scherzo” bilden die erste Abteilung. Mit einem expressiven langsamen Satz wird die zweite Abteilung eröffnet, gefolgt von einem kurzen A-cappella-Satz, der die doppelte Funktion eines selbständigen Intermezzos wie auch einer langsamen Einleitung zum vielgestaltigen Finalsatz übernimmt.

Dem Problem des großen Textumfangs der ersten beiden Sätze konnte dadurch begegnet werden, dass in der zweiten Abteilung langsame Tempi überwiegen, die eine gewisse zeitliche Ausdehnung von vornherein garantieren. Von daher ist die aus den Sätzen III bis V bestehende zweite Abteilung annähernd so lang wie die erste. Indem der Finalsatz musikalisch und textlich (“Alles was Odem hat, lobe den Herrn”) auf den Beginn Bezug nimmt, wird die dem sinfonischen Gesamtkonzept angemessene zyklische Geschlossenheit erreicht.

Matthias Drude